Wer schlampt, muss mit Amputationen rechnen

Ich bin bei der Arbeit immer mit klarem Verstand dabei.

In seiner Lehre als Landwirt schuftet sich Julian gerade durch das dritte Jahr. Abgesehen von verstauchten Fingern, hat er die Lehre bisher ohne Blessuren überstanden. Das geht aber nicht allen so.

Bauern haben mit so einigen Vorurteilen zu kämpfen. Die schaufeln schliesslich sowieso nur etwas Heu durch die Gegend, melken Kühe und cruisen auf dem Traktor durchs Feld, während ihnen der Wind durchs Haar weht und die Sonne ihrer Haut einen Beach-Look verpasst. Mhm, klar.

Unser Besuch beim Drittlehrjahrstiften Julian beweist, dass Landwirte weit mehr leisten, als sich hier und da ein Nickerchen im Stroh zu gönnen und die Sonne zu geniessen. Nebst harter Arbeit steht auch hohe Konzentration und der ständige Gedanke an die Arbeitssicherheit auf dem Jobbeschrieb. Und das funktioniert mit einem Kater vom Vorabend bestimmt nicht.

53-Stunden-Wochen und ein hohes Unfallrisiko

Der 17-Jährige aus Langenthal wohnt bei seinem Berufsbildner Werner Lehmann auf dessen Bauernhof im bernischen Hindelbank und fährt nur jedes zweite Wochenende nach Hause. Pendeln würde sich mit seinem Arbeitstag von sechs Uhr morgens bis halb sieben Uhr abends auch nicht vertragen.

Ja, er arbeitet auch mal 53-Stunden-Wochen. Sobald wir Bürofuzzis aus dem Staunen gekommen sind, schämen wir uns kurz für jedes Mal, wenn wir uns über unseren wahnsinnig anstrengenden Alltag genervt haben.

Nachlässigkeit hat hohe Kosten

Trotz wenig Schlaf darf die Konzentration beim jungen Landwirt aber dennoch nicht zu kurz kommen. Kleine Unachtsamkeiten könnten schliesslich grosse Folgen haben. Darum ist die Schutzkleidung auch Pflicht. «Mir persönlich ist noch nie etwas Schlimmeres passiert, ausser vielleicht mal einem verstauchten Finger», erzählt uns Julian. Dass Unfälle nicht immer glimpflich enden, weiss der 17-Jährige aber aus eigener Hand: «Ein Bekannter von mir ist in eine Zapfwelle geraten und musste sich den Arm amputieren lassen.»